Die Geschichte Cefalùs

Es war einmal...

Beim Besuch des Nymphenburger Museums fällt dem Betrachter ein Bild von Karl Rottmann ins Auge: Es trägt die Jahreszahl 1827 und den Schriftzug: "Landschaft um Cefalù, eine paradiesische Gegend". Was die Ursprünge der Stadt anbelangt, so gehen die ältesten Quellen auf das 4.Jh. v. Chr. zurück, genauer gesagt auf Diodorus Siculos, der in seinem Werken von "Kephaloidion" oder "Kephaloidios" spricht, ein griechischer Name, der im lokalen Dialekt zu "Cifalò" wird.

Unter den Römern hieß die Stadt Coephaledium und war zur Abgabe des Zehnten verpflichtet. Die Araber nannten sie Gafludi: der Geograph Edrisi beschrieb sie in seinem Buch des Roger als befestigte und wasserreiche Stadt. 

Die Normannen schließlich gaben ihr den Glanz zurück, den sie in der Zeit der Griechen besessen hatte. Mit Roger II. weicht die Geschichte der Legende: Man erzählt sich, dass Roger auf der Fahrt von Salerno nach Reggio während eines furchtbaren Sturms auf dem Meer das Gelöbnis ablegte, dem Herrn eine Kirche zu errichten, falls er gerettet werden sollte. Gelobt, gerettet, getan - das Ergebnis dieser Tat zieht heute Kunstinteressierte aus aller Welt nach Cefalù.

Ein ähnlich tiefreligiöses Gefühl leitete die Einwohner Cefalùs, als sie ihr Stadtwappen wählten: Drei Fische und ein Brot und darüber der Pantokrator, der die Welt in der linken Hand hält und mit der rechten segnet. Der Fisch (ixtos) ist ein Akrostichon für Christus frühchristlicher Zeit, während das Brot die Eucharistie, in der katholischen Kirche die Gegenwart Christi symbolisiert.

Die Normannenzeit war wohl ein überaus goldenes Zeitalter in der Stadtgeschichte, doch erzählt jedes Monument etwas Anderes, Neues von der Rolle, die Cefalù im Laufe der Jahrhunderte gespielt hat.

Das Osterio Magno, laut Überlieferung die Residenz von König Roger II., wurde vor kurzem restauriert und als Ausstellungsfläche wiedereröffnet und weist äußerst interessante bauliche Merkmale auf. So wurde unter anderem eine sehr wertvolle Zeichnung aus dem 16. Jahrhundert entdeckt; sie stammt vermutlich von Giovanni Ventimiglia, dessen Familie das Osterio Magno seit dem 14. Jahrhundert gehörte, und trägt im unteren Teil die Schrift "Domus Magna".

Die Bewohner Cefalùs nennen den berühmten Waschplatz mitten in der Altstadt " 'u ciumi" (der Fluss). Die eindrucksvolle Anlage wurde noch bis vor wenigen Jahrzehnten von den Frauen des Ortes wegen ihres frischen Quellwassers sehr geschätzt und genutzt; Boccaccio erwähnt sie in seinem Buch der Berge und Flüsse der Welt. Gleich am Eingang befindet sich auf der rechten Seite am Kopf der Treppe ein Distichon, ein Vers von Vincenzo Auria (1655): "Hier, fließt der Cefalino, gesünder / als jeder andere Fluss, reiner /als Silber, kälter als Schnee".

Die Burg selbst, deren Reste sich auf dem Fels, auf der Rocca befinden, hat einige Berühmtheit durch die Tatsache erlangt, dass Karl II. von Anjou, auch der Lahme genannt, hier gefangen gehalten wurde, nachdem er die Seeschlacht bei Anzio gegen die Aragonier verloren hatte.

Im 18. Jahrhundert blieb Cefalù weiterhin einer der Brennpunkte der sizilianischen Politik, unter anderem war es 1774 Sitz des Generalparlaments Siziliens.

Im Jahre 1812 wurde die Stadt Sitz des Unterausschusses und Hauptstadt eines der 23 Verwaltungsdistrikte, in die die Insel unterteilt wurde.

1856 brach der Aufstand zur Befreiung Siziliens gegen die Bourbonen aus, und 1857 wurde der cefaludenser Freiheitskämpfer Salvatore Spinuzza auf der Piazza durch ein Erschießungskommando hingerichtet. Dieselbe Piazza ist heute nach Giuseppe Garibaldi benannt, der im Jahre 1860 Cefalù als Sitz des Regierungskomitees sowie des von Enrico Piraino di Mandralisca geleiteten Distriktskomitees wählte.

...und die noch längere Geschichte Siziliens 
Paläolithikum (Altsteinzeit)

Für die Periode des Paläolithikums können Sizilien und die Liparischen Inseln als ein gemeinsamer Kulturkreis betrachtet werden.
Sehr viel weiß man noch nicht über die Altsteinzeit. Schwierigkeiten bereitet bei den Forschungen vor allem, dass sich antike Quellen schlecht mit echten Funden in Übereinstimmung bringen lassen und sich die Quellen auch noch widersprechen (Homer, Thukydides, Diodor etc.).
Die wenigen Funde aus dieser Zeit weisen vor allem auf kleinste Siedlungen an den flachen Küstenausläufern hin. Viele Tierrückstände lassen auf die Fauna des Paläolithikums schließen: Große Dickhäuter (Nashorn, Nilpferd, Zwergelefant), Löwen, Bären, Wildpferde lebten zu dieser Zeit offenbar hier, jedoch fehlen spezifische afrikanische Tierarten, woraus geschlossen wird, dass Sizilien früher wohl nicht mit dem afrikanischen Kontinent verbunden war. 
In den San Teodoro-Höhlen (bei Cefalù) fand man Begräbnisstätten, Felszeichnungen in der Grotte Cala dei Genovesi (Levanzo, eine der Ägadischen Inseln, früher vermutlich mit Sizilien verbunden) und in der Addaura-Höhle (bei Palermo an der Nord-Seite des Monte Pellegrino). 
Neolithikum (Jungsteinzeit /4. Jahrtausend v. Chr.)

Die Entwicklung einiger Völker vom Jagen und Sammeln hin zu produzierenden Wirtschaftsformen (infolge der so genannten "neolithischen Revolution") und damit zur Sesshaftigkeit bestimmen die Ereignisse in dieser Zeit.
Neue Siedler kommen - wahrscheinlich auf dem Seeweg - nach Sizilien. Dies setzt beträchtliche Erfahrungen in der Seefahrt voraus. Höchstwahrscheinlich folgten die Einwanderer dem gefahrvollen Weg von der Westküste des Vorderen Orients, der wohl ein gemeinsamer Ursprungsraum der Mittelmeerkulturen sein dürfte. Von dort, speziell Anatolien, gehen wesentliche Impulse für die Kulturen dieser Region aus.
Sizilien selbst war lange Zeit die westlichste Grenze für diesen Kulturaustausch.
Auf Grund des Fundmaterials kann die neolithische Kultur deutlich von der paläolithischen abgegrenzt werden. Die Menschen lebten fortan in Rund- oder Ovalhütten, die nicht selten als lockere Siedlung mit beachtlichen Befestigungsmauern errichtet wurden. Diese neolithische Epoche wird nach ihrem ersten Fundort "Stentinello-Kultur" genannt. Den Ornamenten auf Keramiken (wovon es zwei verschiedene Grundtypen gab) dieser Kultur nach zu urteilen, übernahm man viele Anstöße aus der gemeinsamen Wurzel Orient.
Kupferzeit (3. Jahrtausend v. Chr.)

Die Kupferzeit-Periode brach über den Mittelmeerraum wie ein Sturm herein, aber anders als in den vorhergehenden Epochen lag Sizilien hier nicht mehr am äußersten Ende dieser sich entwickelnden Welt; die sozialen und kulturellen Neuerungen breiteten sich bis nach Spanien aus, also in Landschaftsräume, die zur paläolithischen und neolithischen Phase noch nicht zum mediterranen Kulturkreis gehörten.
Wieder neue Einwanderer brachten das Wissen über die Verarbeitung von Kupfer, Gold, Silber und Blei nach Sizilien. Die dadurch entstandenen neuen Produktionsweisen zogen tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen nach sich. Die Bevölkerung wohnte ab sofort weniger in Streu- als vielmehr in urbanen Siedlungen, was als ein wesentlicher Impuls für die spätere Entwicklung gilt. Die Auswirkungen sind noch heute sichtbar, schließlich findet man auf Sizilien fast keine Dorfgemeinschaften, wie sie in anderen Mittelmeerländern existieren, sondern kleinste, organisch gewachsene Städte.
Reichhaltige Keramikfunde zeigen nicht mehr eine charakteristische Einheit, sondern mehrere differenzierte Entwicklungen mit fließenden Übergängen. Zudem beweist der Import der "Glockenbecher" aus Spanien und Frankreich, dass Sizilien enge Handelskontakte mit Westeuropa bis hin zu den Britischen Inseln pflegte.
Natürlich brachten die Einflüsse aus anderen Kulturen nicht nur künstlerische und "industrielle" Veränderungen, sondernsebenso solche der religiösen Traditionen mit sich. Auch hier zeigen kleine Statuetten - vor allem symbolische Stierhörner - engste Verbindungen zum Orient; zurückgehend auf Einflüsse, die sich in Richtung Osten über Kreta und die Kykladen bis Anatolien zurückverfolgen lassen. Nach den neuen religiösen Bräuchen verzichtete man ab dieser Zeit auf Einzel-Hockerbestattungen in einfachen Erdgruben, mit Vorliebe bestattete man nun mehrere Verstorbene zusammen in aus dem Felsen herausgearbeiteten Grabkammern, die Verwandtschaft mit ähnlichen Grabtypen auf Kreta, Zypern und auch auf Malta zeigen. In Sizilien wird dies für mehrere Jahrtausende die vorherrschende Bestattungsart bleiben.
Bronzezeit (2000-1250 v. Chr.)

Der Übergang von der Kupfer- zur Bronzezeit verlief auf Sizilien und den Äolischen Inseln fließend, und in beiden Regionen kam es zu einer immer stärkeren kulturellen und auch politischen Eigenständigkeit· Wo früher die Kulturen auf Sizilien und Äolien noch sehr parallel verliefen, zeichnete sich infolge massiver Einflüsse, diesmal aus dem Westen von der Iberischen Halbinsel, ein tiefgreifender Unterschied ab. Auf Sizilien kam es zur "Castelluccio-Epoche" und auf den Äolischen Inseln zur "Capo Graziano-Kultur" (Reste davon sind auf Filicudi zu besichtigen).
Die Äolischen Inseln scheinen während dieser Zeit sogar die zentrale Position im Mittelmeerhandel zwischen Ost und West eingenommen zu haben. Ihr Obsidian-Export, der schon seit Jahrhunderten ihr bedeutendstes wirtschaftliches Standbein war, verhalf ihnen in dieser Zeit zu einer Schlüsselposition im Handel, der bis zu den Britischen Inseln reichte, von denen vorwiegend Zinn importiert wurde. 
Auf Sizilien entwickelte sich eine Kultur, die zwar lokale Besonderheiten aufweist, aber dennoch unverkennbare Gemeinsamkeiten hat. Neben keramischen Produkten liefert auch die Steinindustrie dieser Zeit Beachtenswertes: Sizilianische Produkte der Bronzezeit wurden auf Malta, in Lerna (Peloponnes) und selbst in Troja gefunden.
In der kleinen Ortschaft Castelluccio wurden Hunderte von "backofenförmigen" Felskammergräbern entdeckt. Die Portalplatten dieser Grabkammern sind mit ihren einfachen Symbol-Ornamenten (hauptsächlich phallischer Form) die ältesten Steinskulpturen Siziliens.
Zu Beginn der Mittleren Bronzezeit (um 1400 v. Chr.) scheint sich erneut ein tiefgreifender Wandel vollzogen zu haben, der sich wieder an Hand der Keramikformen nachvollziehen lässt. 
Dieser Wandel hängt vermutlich auch mit neuen Völkerwanderungen zusammen, jedoch wurden die bereits bestehenden Siedlungen weder verlassen noch wesentlich verändert. Viele Dörfer existierten durchgehend von der frühen bis zur späten Bronzezeit.
Thapsos, auf der kleinen Halbinsel Magnisi nördlich von Syrakus liegend, ist heute völlig verlassen. Es war eines der bedeutendsten Siedlungsgebiete der mittleren Bronzezeit, hinterließ aber nur spärliche Reste von Behausungen, dafür umso mehr Felskammergräber. 

Die Zeit zwischen 1250 v. Chr. und dem 8. Jh. v.Chr. war wohl für alle Mittelmeerkulturen eine dunkle Epoche, gezeichnet von kultureller Erneuerung, Völkerwanderung, Eroberungen und ständigen Territorialkämpfen. Auch für diese Zeitspanne zeigen Sizilien und die Äolischen Inseln sich stark von einander unterscheidende kulturelle Entwicklungen.
Wieder gibt es Einwanderungswellen nach Sizilien, die jedoch diesmal namentlich bekannt sind: Ausonier, Morgeten, Elymer und Sikuler. Über die damals auf Sizilien bereits lebenden Menschen ist hingegen nichts Genaues bekannt. Einzig darüber, dass die Sikaner als Ureinwohner die Insel lange nach den Kyklopen besiedelt haben sollen, herrscht Einigkeit in den antiken Quellen, angeführt von Thukydides.
Die Wirren dieser Zeit belegen archäologische Funde, nach denen die Menschen plötzlich ihre seit Jahrtausenden ertragreichen Küstenländereien verließen, um ins karstige Gebirge umzusiedeln. Alle neuen Siedlungen scheinen in erster Linie zum Zweck der Verteidigung erbaut worden zu sein.
Außerdem lassen sich nach wie vor Einflüsse aus der mykenischen Welt sowohl in Keramiken als auch an verschiedenen Kleinbronzegeräten nachweisen.
Zeit der Griechen

Seit dem 8. Jh. v. Chr. entstanden im Osten und Süden der Insel griechische Kolonien. U.a. Naxos, Lèntini, Catania (alle von Chalkis aus gegründet), Syrakus (734, Korinth), Megara Hyblaea (Megara) und Gela (Rhodos und Kreta), welche wiederum Tochterkolonien gründeten - so entstanden z.B. Selinunt und Agrigent aus Megara Hyblaea und Gela.
Die Sikaner und Helimer im Westen dagegen gründeten vorwiegend Niederlassungen der Phönizier (u.a. Panormos = Palermo, Solunto und Mózia). Diese Städte fungierten hauptsächlich als Handelsstützpunkte und existierten in Eintracht mit den Städten der bereits ansässigen Bevölkerung, deren wichtigste Zentren Segesta, Erice und Entella waren.
Die griechischen Kolonien kamen trotz ständiger Zwistigkeiten untereinander in kurzer Zeit zu großem Reichtum, was auch die Monumentalbauten erahnen lassen. Es entstanden Handelsbeziehungen mit den Städten Süditaliens und Karthago, später (ab dem 6. Jh. v. Chr.) auch mit Rom. Weil die Sozialstrukturen der Städte vor allem die Landbesitzer begünstigten, kam es Anfang des 6. Jh. v. Chr. zu inneren Unruhen, die tyrannische Regime hervorbrachten. 

Zeit der Römer bis heute

Die Römer "befriedeten" (wie sie selbst zu sagen pflegten) die Insel während des Ersten Punischen Krieges (264-241) und machten sie zur Provinz "Sicilia". 

Sizilien wurde die Kornkammer des römischen Imperiums. Die Insel litt stark unter der Ausbeutung der Statthalter, was sehr markant in den Reden Ciceros (106-43) gegen Verres (der einer der Statthalter war) nachzulesen ist. Neben der Ausbeutung wurde Sizilien auch noch von den daraus resultierenden Sklavenkriegen (136-132 und 104-101) schwer erschüttert. 
Erst durch Kaiser Augustus begann ein Wiederaufbau Siziliens, eine Zeit der relativen Ruhe und Stabilität..

Nachdem die Byzantiner nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches unter Kaiser Justinian im Jahre 535 die Einheit ihres Imperiums wiederherstellten, verblieb Sizilien fast drei Jahrhunderte lang im Einflussbereich der oströmischen Eroberer und übernahm in dieser Zeit zahlreiche soziale und kulturelle Traditionen von dort. Bauliche Zeugnisse finden sich in Randazzo, und Castelbuono.

Wirklich gravierende, einschneidende Veränderungen ergaben sich jedoch erst wieder, als die Araber 827 im westlichen Mazara landeten und von dort aus die Insel eroberten. Erstmals in seiner Geschichte wurde Sizilien nun einhundert Jahre lang nicht von christlichen, sondern moslemischen Herrschern regiert, die auf der Insel in dieser Zeit ihre bis heute beeindruckenden und baulich prachtvollen Spuren hinterließen. Palermo erblühte zur Hauptstadt Siziliens - eine imposante, islamisch geprägte Metropole. Von diesem reichen, wahrlich goldenen Zeitalter in vielerlei Hinsicht lassen sich noch heute viele bauliche Zeugnisse in der Altstadt bewundern.

1060 beginnen die Normannen mit päpstlichem Segen die Rückeroberung Siziliens für das Christentum, wofür sie insgesamt 31 Jahre benötigen. Die Nachkommen von Roger I. von Hauteville stellen die Könige der Insel bis 1194 und hinterlassen die Erinnerung an ein blühendes und friedliches Reich, an einen Ort der Verschmelzung unterschiedlichster Völkerschaften. Es ist vor allem Roger II., der der Entwicklung des Reiches kräftige Impulse verleiht. Hauptstadt bleibt weiterhin Palermo, dessen Pracht durch weitere Paläste und Gärten stetig zunimmt.

Mit der Krönung Heinrich VI. zum König von Sizilien geht der Thron 1194 an die deutsche Familie der Staufer über. Den Titel erbt sein Sohn Friedrich II., einer der bedeutendsten Monarchen des Mittelalters, an dessen Hof in Palermo Kunst, Wissenschaft und Literatur eine wahre Blütezeit erleben - unter anderem entsteht hinter den Mauern des Normannenpalastes in dieser Zeit die erste italienische Dichterschule.

Der Tod Friedrichs II. entfesselt heftige Fehden um seine Nachfolge - mit Unterstützung der katholischen Kirche besteigt schließlich Karl I. von Anjou den Thron. Er verlegt die Hauptstadt, vom Papst mit Sizilien und Neapel belehnt, nach Neapel und beginnt eine äußerst autoritäre und ungerechte Herrschaft auf der nun zur Provinz verkommenden Insel. Ihr kulturellen Schätze verfallen, Sizilien blutet auf vielen Ebenen aus. Der Volksaufstand gegen das französische Joch, die so genannte "Sizilianische Vesper", beginnt am Ostermontag des Jahres 1282 zur Vesperzeit in Palermo und führt zur endgültigen Vertreibung der Franzosen von der Insel. Giuseppe Verdi komponierte zu Ehren dieses bedeutenden Ereignisses 1855 eigens eine gleichnamige Oper.

Nach dem Ende der aragonischen Herrschaft wird die Verbindung Siziliens mit der spanischen Krone immer enger. Die Ehe zwischen Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien legt den Grundstein zu einem großen spanischen Imperium, zu dem nun auch Sizilien gehört - letztlich fast drei Jahrhunderte lang. Sehenswerte Bauwerke dieser Periode finden sich in Taormina, Siracusa und auf den Ägadischen Inseln westlich vor Sizilien.

Nach diversen Fehden, Kriegen und schließlich auch Friedensverträgen fällt Sizilien 1713 an das Haus Savoyen. Die piemontesische Familie lenkt nur fünf Jahre lang die Geschicke der Insel in ihrem Sinne, muss sie doch nach der zunächst erfolgreichen Abwehr spanischer Rückeroberungsversuche erzwungenermaßen die sizilianische Krone an die zu Hilfe geeilten Österreicher abgeben. 1734 schließlich erreicht die spanische Weltmacht doch ihr Ziel: Die Bourbonen, eng verknüpft mit der spanischen Krone, siegen gegen die österreichischen Truppen und werden die nächsten 125 Jahre die Insel mit eiserner Hand regieren. Beeindruckende bauliche Zeugnisse dieser Zeit finden sich in den Barock-Städten des Süd-Ostens: Noto, Ragusa, Modica, Siracusa.

Giuseppe Garibaldi, in Nizza geborener piemontesischer Marineoffizier und schließlich politischer Flüchtling im südamerikanischen Exil, ruft nach seiner Rückkehr 1848 das vereinte italienische Königreich aus und verleibt diesem 1860 schließlich auch das bis dato bestehende so genannte "Königreich beider Sizilien" ein. An der Spitze des neu vereinten Italiens steht Vittorio Emanuele II.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erhält Sizilien 1946 den Status einer Autonomen Region im Rahmen der neu gegründeten Republik Italien. Sein Parlament versammelt sich erstmals 1947 im Normannenpalast in Palermo.

Heute leben auf den etwa 25.000 Quadratkilometern der größten und bevölkerungsreichsten Insel des Mittelmeeres gut fünf Millionen Menschen, die hauptsächlich in den Sektoren Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus Beschäftigung finden. Sizilien gilt weiterhin als der am wenigsten industrialisierte Teil Italiens und als dessen ärmste Region. Große Teile der Bevölkerung wandern nach wie vor nach Norditalien oder ins Ausland ab, um Arbeit zu finden. Die 15 Ortschaften der Madonien zum Beispiel haben in den letzten zehn Jahren insgesamt mehr als 4.000 Einwohner verloren - 7% ihrer Bevölkerung. Orte wie San Mauro Castelverde oder Sclafani Bagni bluten quasi aus.